FSK (noch) unbekannt
94 min
Dokumentarfilm
Ab dem 07.05.2024
DOK.tour - Special Screening
Als am 5. April 2023 der 26-jährige Jogger Andrea Papi im norditalienischen Trentino unweit des
Gardasees von einem Bären angefallen und getötet wird, geht die Nachricht um die Welt. Es ist der
erste derartige Unglücksfall der jüngeren Geschichte im Alpenraum – fast genau 25 Jahre, nachdem
der Bär in Andrea Papis Heimat im Rahmen eines der größten Rewildingprojekte Europas
wiederangesiedelt wurde. Aus den anfangs wenigen Tieren sind mittlerweile über 100 Bären geworden,
die durch die Bergwälder des Trentino streifen und in den Lebensraum des Menschen eindringen.
Nirgendwo sonst auf der Welt lebt der Mensch so eng mit Bären zusammen. So scheinen die Probleme
schon länger absehbar. ,JJ4‘, die Bärin, die Andrea Papi tötete, war bereits vorher auffällig, genau wie
vor einigen Jahren ihre Mutter. Und ihr Bruder, „Problembär Bruno“, hat schon 2006 den bayerischen
Alpenraum in Aufruhr versetzt, als er als erster Bär nach über 100 Jahren wieder deutschen Boden
betrat. War es also nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem Todesfall kommen würde? Wer trägt die
Verantwortung für die Entwicklung?
Während die Angst vor dem Bären immer weiter um sich greift – auch in Deutschland, wo im Frühjahr
2023 ebenfalls wieder Bären gesichtet und Schafe und Rinder gerissen werden –, eskaliert im Trentino
der Streit. Die einen sehen die Förster in der Pflicht, die mit ihrem Wildtier-Management den Umgang
mit den Bären regeln sollen – bei Problemfällen wie JJ4 notfalls auch durch Tötung. Die anderen
versuchen genau dies mit allen Mitteln zu verhindern und nehmen durch die Herbeiführung richterlicher
Entscheidungen gegen Bärentötungen Einfluss. Dazwischen stehen eine gespaltene Bevölkerung und
die Politik, die entweder abwesend ist oder die verfahrene Situation für sich zu nutzen versucht.
Als erstem Filmemacher überhaupt gelang es Regisseur Andreas Pichler, Zugang zu dem Spezialteam
der Forstwache zu erhalten, dem eine Schlüsselrolle bei dem Konflikt zukommt. Über einen Zeitraum
von knapp drei Jahren begleitete er das Team für „Gefährlich nah – Wenn Bären töten“ bei ihrer
verantwortungsvollen Aufgabe. Dabei kam er nicht nur den Bären ganz nah, sondern dokumentierte
auch die hitzige Auseinandersetzung zwischen Tierschützern, der Bevölkerung und der Politik.